Ist ein Fötus nur ein Zellhaufen?

Ethische Erkundungen zu Pro Choice und Schwangerschaftsabbruch1

Dieser Artikel ist eine Überarbeitung des Artikels Ein Fötus ist (k)ein Zellhaufen – Plädoyer für eine differenzierte Sicht auf Schwangerschaftsabbrüche, erschienen im Juli 2017. Er erschien im Oktober 2018 im anarchafeministischen Magazin Nebenwidersprüche.

Singend und betend ziehen sogenannte „Lebensschützer*innen“ durch die Städte, postieren sich vor Abtreibungskliniken und Beratungsstellen und treiben Mitarbeiter*innen, Beratung suchende Personen sowie Personen, die einen Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen wollen, in den Wahnsinn. Sie werfen ihnen „Kindsmord“ vor und sprechen von „Massentötungen“. Auch wenn sie aus der Zeit gefallen und eher eine skurille Randerscheinung zu sein scheinen, so treffen sie bei vielen, die über einen Abbruch der Schwangerschaft nachdenken, einen wunden Punkt. Denn eine Entscheidung zu einem Schwangerschaftsabbruch ist keine leichte Sache. Wie ist dieser ethisch zu bewerten? Und ab wann ist diese verdammte befruchtete Eizelle eigentlich ein Mensch?Schwangerschaftsabbruchs-Gegner*innen wie Befürworter*innen gehen wegen dieser Frage auf die Barrikaden. Während für die einen bereits die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle ein Kind hervorbringt, sind zentrale Ansichten von Befürworter*innen des Schwangerschaftsabbruchs, dass der Fötus nur ein “Zellhaufen“ sei und dass ein Selbstbestimmungsrecht auch über den schwangeren Körper endlich anerkannt werden muss.

Diese beiden zentralen Anliegen von Pro Choice-Aktivist*innen möchte ich gerne einer genaueren Betrachtung unterziehen, damit wir zu einer differenzierteren Ansicht zum Thema Schwangerschaftsabbruch gelangen können und um uns damit im Kampf gegen Fundis und gegen Abtreibungsgegner*innen zu stärken.

Der Fötus und der Zellhaufen

So ist bei der Deklarierung des Fötusses als “Zellhaufen” festzustellen, dass die Argumentation der christlich-fundamentalistischen Abtreibungsgegner*innen gerne einmal einfach umgekehrt wird. Das “Kind” wird zum “Zellhaufen”, das “Verbrechen” zum “fundamentalen Menschenrecht”. Einfach ein Minus vor die Gleichung zu setzen bedeutet aber, in der Argumentationsweise der Fundis zu verbleiben und sich an derselben Stelle angreifbar zu machen, wie sie es auch tun.

Seit Jahrtausenden wird darüber philosophiert, was einen Menschen ausmacht und ab wann etwas Mensch ist und damit in unserem westlichen heutigen Verständnis eine besondere moralische Entität darstellt, die einen besonderen Schutz, wie das Verbot des Tötens, genießt. Darunter fällt auch die Frage danach, ab welchem Moment im Zeugungsprozess eines Menschen dieser auch Mensch ist. Ab der Verschmelzung von Samen- und Eizelle? Mit Vollendung der Geburt? Irgendwann dazwischen? Oder bereits im Hodensack, wie Gegner*innen eines außerhalb der Gebärmutter stattfindenden Samenergusses meinen? Die berühmte „Paradoxie des Haufens“: Ab wieviel aufeinander gestapelten Sandkörnern werden einzelne Sandkörner zum Haufen? Zwei? Drei? Fünf? Jede*r kann hier eine eigene Entscheidung treffen, eine “objektive” Lösung dieser Frage gibt es nicht2. Warum diese Frage nicht einfach ruhen lassen und andere Aspekte des Schwangerschaftsabbruchs betrachten?

Schwangerschaftsabbruch als Folge nicht passender Umstände

Es ist unbestreitbar, dass der Körper selbst Schwangerschaftsabbrüche in Form von Fehl- und Frühgeburten vornimmt, wenn die körperlichen Voraussetzungen – die auch von der Umwelt des Körpers beinflusst sind – offenbar nicht passen. Doch auch wenn der Körper nicht “von selbst” handelt, gibt es viele körperliche wie soziale Situationen, in denen die Konsequenzen einer Schwangerschaft eine Katastrophe sein können. Egal, wie die Rechtslage in einem Land ist und egal, wie das Angebot zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs ist, ungewolllt Schwangere finden einen Weg, ihre Schwangerschaft abzubrechen. Und nehmen eher den Tod oder schwere gesundheitliche Schäden dabei in Kauf als die Schwangerschaft auszutragen. Rund fünfzigtausend Menschen sterben jährlich an schlecht durchgeführten Schwangerschaftsabbrüchen3. Aus diesem Grund scheint es mir unerlässlich, einen genaueren Blick auf die Umstände zu werfen, die einer Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch zugrundeliegen und nicht darin bestehen, dass das körperliche Wohlergehen der schwangeren Person medizinisch gefährdet ist:

Soziale Ungleichheit, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und andere Widrigkeiten

So kann die Vorstellung, ein Kind auszutragen und großzuziehen, das eine Be_hinderung haben wird, zu einer solchen Überforderung führen, dass ein Schwangerschaftsabbruch der einfachere Weg zu sein scheint. Hier spielen die gesellschaftlichen Normvorstellungen, dass ein Kind „hauptsache gesund“ zur Welt kommen soll, die damit einhergehende Enttäuschung und Angst vor den Blicken der anderen eine tragende Rolle. Auch wenn ein Elternteil oder beide Be_hinderungen haben, kann eine Schwangerschaft überfordern, besonderns aber kann auch der Druck von außen sehr groß sein, eine Schwangerschaft abzubrechen.

Auch Armut spielt hier eine wichtige Rolle. Wer sich ein Kind oder noch ein Kind “nicht leisten” kann, hat häufig keine andere Wahl. Dass dann auch Verhütungsmittel nicht wenig Geld kosten, ist dabei eine besondere Ironie. Denn wer sich die Verhütungsmittel nicht leisten kann, ist logischerweise häufiger von ungewollter Schwangerschaft bedroht. Auch prekäre Arbeitsverhältnisse (wie zum Beispiel illegalisierte Arbeit) können Grund für einen Abbruch sein.

Auch wer einen unsicheren Aufenthaltsstatus hat, sich gerade auf der Flucht befindet, von Abschiebung bedroht ist, befindet sich in einer denkbar ungünstigen Situation für eine Schwangerschaft. Gerade auch hier ist der Zugang zu Verhütungsmitteln häufig äußerst schwierig.

Auch psychische Probleme können dem Vollenden einer Schwangerschaft im Wege stehen. Ebenso Krankheit, eine Abhängigkeit oder mangelnde Selbstständigkeit.

Viele weitere Gründe hängen mit den sexistischen Strukturen unserer Gesellschaft zusammen. So kann die Ursache für eine Schwangerschaft in sexualisierter Gewalt liegen. Weiterhin wird bis heute häufig die alleinige Verhütungsverantwortung bei den potenziell schwängerbaren Menschen gesehen. So können besonders gewisse Männlichkeitsbilder so weit gehen, dass der schwängernde Part sich weigert, dem Verhütungswunsch der anderen Person nachzukommen. Auch mangelnde Aufklärung und geschlechtliche Rollenbilder können gerade bei jungen Menschen eine ungewollte Schwangerschaft verursachen.

Viele Gründe, die Menschen zum Abbruch einer Schwangerschaft bewegen, haben damit zu tun, dass diese Menschen gewisse Privilegien nicht genießen, die für das Aufziehen eines Menschen (in Deutschland) notwendig sind oder sogar aus ihrer gesellschaftlichen Position heraus dazu gezwungen sind, eine Schwangerschaft abzubrechen. Bereits hier wird klar, dass die Forderung über Selbstbestimmung über den eigenen Körper zu kurz greift. Eine Entscheidung zum Abbruch einer Schwangerschaft ist häufig gesellschaftlich bedingt und von dem abhängig, wie andere Menschen im Umfeld einer ungeplant schwangeren Person auf die Schwangerschaft reagieren.

Unterstützung…

Das führt uns zu dem nächsten, überaus wichtigen Punkt, nämlich, dass die Entscheidung zu einem Abbruch einer Schwangerschaft viel mit dem Umfeld einer Person zu tun hat. Wer vom Umfeld Unterstützung bekommt, wird eher die Schwangerschaft austragen, als wenn die Person von ihrem Umfeld sogar dazu gedrängt wird, eine Schwangerschaft abzubrechen. In einigen Umfeldern kann es auch sein, dass aus konservativen, rassistischen oder sonstigen gruppenbezogen menschenfeindlichen Motiven heraus die Schwangerschaft gar nicht erst ans Licht kommen darf – weil eine*r der Zeugungsbeteiligten nicht den Vorstellungen dieses Umfelds entspricht oder weil der Sex nicht nach Absolvierung bestimmter Rituale wie z. B. einer Hochzeit stattgefunden hat – und heimlich abgebrochen werden muss, da die Person vermutlich sonst aus der Gemeinschaft verstoßen würde oder schwer bestraft. Auch ob der schwängernde Part oder der*die Partner*in(nen) einer Person bereit oder dazu in der Lage ist oder sind, Verantwortung zu übernehmen, kann ausschlaggebend für diese Entscheidung sein.

… und Isolation

Genau dieser Aspekt, dass von der Unterstützung der schwangeren Person durch andere Menschen viel abhängt, führt uns zu einem weiteren Punkt, nämlich dass die schwangere Person diejenige ist, die nach Unterstützung suchen muss. Denn von schwangeren Personen wird erwartet, dass sie allein in erster und letzter Instanz für das Kind verantwortlich sind. Im Zweifelsfall bleibt die Fürsorge für das Kind an der schwangeren Person hängen. Alleine. Damit wird ein Kind zu einer enormen Belastung und Einschränkung in der Gestaltung des eigenen Lebens, kann die betroffene Person vollkommen überfordern und kann sogar das Überleben beider gefährden.

Von Anfang an hat der schwängernde Part sehr viel weniger Verantwortung zu tragen. Ob bei der Balz oder beim Sex und bei der Sicherstellung der Verhütung. Im Zweifelsfall kann er sich immer aus dem Staub machen. Das wird potenziell schwanger werden könnenden Menschen auch von Anfang an eingetrichtert. “Im Zweifel bist du der Depp.” Das liegt aber nicht nur daran, dass die Beteiligung am Zeugungsprozess – im Laufe der Schwangerschaft – beim schwängernden Part nicht so sichtbar ist wie bei der schwangeren Person. Spätestens ab der Geburt ist das ja auch bei der gebärenden Person nicht mehr sichtbar. Sondern auch daran, dass andere die schwangere Person in der Verantwortung sehen. Alternativ könnte mensch sich ja vorstellen, dass bei einer Schwangerschaft alle Familienmitglieder der schwangeren Person sich in der Verantwortung sehen. Oder das Dorf. Oder die Wohngemeinschaft. Oder der schwängernde Part und seine Familie. Hätte man ihm seit seiner Kindheit gesagt, dass wenn er mal eine Person schwängert, die Verantwortung im Zweifelsfall bei ihm oder bei seiner Familie liegt und nicht immer wieder Verständnis oder Zustimmung dafür mitbekommen hätte, wenn der schwängernde Part keine Verantwortung übernimmt, dann käme er vermutlich nur im schlimmsten Notfall auf die Idee, diese Verantwortung von sich zu schieben.

Zwar gibt es für ungewollt schwangere Personen Möglichkeiten, die Verantwortung für ein Kind abzugeben, indem sie es zur Adoption frei- oder in eine Pflegefamilie geben können. Das ist gesellschaftlich allerdings stark stigmatisiert. Die schwangere Person wird immer die bleiben, die ihr Kind im Stich gelassen hat – sehr viel mehr als der schwängernde Part – und das Kind wird immer das sein, das unerwünscht war und dessen Mutter4 es alleine gelassen hat.

Die völkische Kleinfamilie und die Rolle der Mutter

Sowieso wird die Rolle der gebärenden Person als leibliche Mutter extrem überhöht und zum wichtigsten Bezugspunkt und als perfekte Versorgungsinstanz für ein Kind verklärt. Diese Erwartungen setzen (ungeplant) schwangere Personen natürlich extrem unter Druck. Wenn sie den Eindruck haben, diesen Erwartungen nicht entsprechen zu können oder zu wollen, kann auch dies ein Grund für den Abbruch einer Schwangerschaft sein.

Auch die deutsche Kleinfamilie befördert die Konzentration der Verantwortung für das Kind bei der gebärenden Person und kann extrem einschränkend wirken. Bis heute ist es in Deutschland strukturell so angelegt, dass die gebärende Person mehr Schwierigkeiten hat, sich zum Beispiel in der Arbeitswelt zu behaupten und Karriere zu machen – wenn sie das möchte – als der schwängernde Part. Genauso ist es strukturell so angelegt, dass es Vätern schwerer gemacht wird, viel Verantwortung für ihr Kind zu übernehmen, wenn diese das möchten. Anderen Familienstrukturen5 wird es deutlich schwieriger gemacht, ein Kind großzuziehen.

Abgesehen von der einseitigen Verteilung der Verantwortung für das Kind bringt das Idealbild der deutschen Kleinfamilie einen weiteren höchst problematischen Punkt mit sich: Die deutsche Kleinfamilie ist nämlich nur dann perfekt, wenn es sich um eine blutsverwandte handelt, wenn also das Kind von den beiden Elternteilen gezeugt wurde. Damit wird auch völkisches Gedankengut weiter hochgehalten. Ein adoptiertes Kind wird immer Mitleid von den anderen erhalten, weil es nicht bei seinen leiblichen Eltern aufgewachsen ist. Und das ist der Punkt. Kinder können ruhig auch bei den Menschen aufwachsen, die es gezeugt haben, jedoch sollen Kinder, die mit anderen Bezugspersonen aufwachsen, nicht stigmatisiert werden, weil sie nicht oder entfernter mit ihren Bezugspersonen verwandt sind.

So ist auch immer dann eine ungeplant schwangere Person am meisten auf sich alleine gestellt, wenn sie keine Familie hat oder keine, mit der sie sich versteht. Maximale Wahlfamilie, die für viele in Deutschland vorstellbar ist, ist, eine*n Partner*in, für viele sogar nur eine*n Ehepartner*in zu haben.

Selbstbestimmung unter der Lupe

Bei Betrachtung all dieser Umstände wird klar, dass ein leichter, freier, sachlicher und informierter Umgang mit und Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen nicht ausreicht, um Selbstbestimmung über den eigenen Körper zu erlangen. Die gesellschaftlichen Strukturen in Deutschland sind zu repressiv gegenüber dem schwangeren Körper, als dass Selbstbestimmung dann in greifbarer Nähe wäre. Wie wir sehen konnten, sind viele Entscheidungen zu Schwangerschaftsabbrüchen gesellschaftsbedingt. Viele Abbrüche müssten zum Beispiel nicht sein, wenn die Schwangerschaftsverhütung nicht von so vielen einschränkenden Faktoren bestimmt wäre. Wenn Rassismus, Ableismus und andere gruppenbezogen menschenfeindlichen Ansichten nicht wären. Wenn wir das Patriarchat bereits überwunden hätten sowie Kapitalismus und soziale Ungleichheit. Und wer wäre nicht froh, die Entscheidung zu einem Schwangerschaftsabbruch gar nicht erst treffen zu müssen? Freier, leichter, sachlich informierter Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen ist notwendig und wichtig. Keinen Grund zu einem Abbruch der Schwangerschaft zu haben, noch besser.

Die Unterwerfung des gebärfähigen Körpers

Die Ansichten unserer fundamentalistisch-christlichen Abtreibungsgegner*innen, die in etwas abgeschwächter Form bis heute die deutsche Gesellschaft bestimmen, haben ihren Anteil daran, dass Menschen einen Abbruch ihrer Schwangerschaft für notwendig halten, sei es die Überhöhung der Mutterrolle, toxische Männlichkeitsbilder, die immer noch mangelhafte Sexualaufklärung und der verkrampfte Umgang mit Sex, die Verklärung der blutsverwandten Kleinfamilie und die Reglementierung und Bevormundung des schwangeren Körpers:

Die Lösung ungeplanter Schwangerschaften war über Jahrhunderte hinweg eine starke Reglementierung und Tabuisierung von Sex und besonders eine starke Unterdrucksetzung und Bevormundung gebärfähiger Menschen. Hier wird auch deutlich, mit welchem Misstrauen und welcher Feindlichkeit gebärfähigen Menschen schon immer konfrontiert waren. Denn die meisten Maßnahmen der Unterdrückung betrafen sie, nicht die zeugungsfähigen Menschen. Ihre Unterdrückung schien die Lösung zur Vermeidung misslicher Lagen durch ungeplante Schwangerschaften. Ein solidarischer Umgang, der alle oder zumindest beide Beteiligte im Zeugungsprozess gleichermaßen mit der Verantwortung des entstehenden Kindes betraut, und auf Vertrauen und Gleichberechtigung statt auf Misstrauen und Unterdrückung basiert, war unvorstellbar. Bis heute hat sich daran nichts geändert, auch wenn es (in Deutschland) heute Möglichkeiten der Kontrolle über den eigenen Körper und der Steuerung von Schwangerschaften gibt, die sich vor einigen Jahrzehnten noch die Menschen kaum erträumen konnten.

Die Auseinandersetzung mit Schwangerschaftsabbrüchen zeigt, dass der Kampf gegen Bevormundung über den schwangeren Körper und für einen unkomplizierten, sachlichen und informierten Schwangerschaftsabbruch nicht losgelöst von einer umfassenden Gesellschaftskritik sein sollte. Der Kampf um Schwangerschaftsabbrüche, auch der Kampf um reproduktive Rechte jeder Art ist eingebettet in viele andere Kämpfe, seien es antikapitalistische, queere, antifaschistische, feministische, antirassistische usw. Dies nicht aus den Augen zu verlieren im Kampf um die komplette Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, ist wichtig, um irgendwann dem Ziel näherzukommen, dass alle Menschen nur dann, wenn sie es wollen, Kinder so bekommen können, wie sie es wollen und mit wem sie es wollen und es auch können.

Fußnoten

1Dieser Text bezieht sich auf den Pro Choice-Aktivismus und das Thema Schwangerschaftsabbruch speziell in Deutschland. Er versucht zwar viele Situationen in Deutschland abzudecken und das Thema intersektional zu betrachten, ist aber aus einer christlich-weißen deutschen Perspektive verfasst und möchte sicher keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Objektivität erheben.

2Außer natürlich bei letzteren, die mit medizinischem Kenntnisstand nichts mehr zu tun haben: wer davon ausgeht, dass bereits ein “vergeudetes” Spermium ein Schwangerschaftsabbruch ist, zeugt von einer lange Zeit vorherrschenden abwertenden Vorstellung des “Schoßes” der potenziell schwanger werden könnenden Person als Aufnahmegefäß für das bereits Mensch seiende Spermium.

3Quelle: UN-Hochkommisariat für Menschenrechte, zitiert in: Hamburger Arbendblatt: UN-Bericht. Zehntausende Frauen sterben jährlich bei Abtreibung. (2016) https://www.abendblatt.de/politik/article208310847/Zehntausende-Frauen-sterben-jaehrlich-bei-Abtreibungen.html, letzter Zugriff: 19.10.2018.

4Die Kursivierung soll auf die gesellschaftliche Zuschreibung der gebärenden Person als Mutter, zum Beispiel wenn diese dem Kind und seinem Umfeld nicht bekannt ist, unabhängig von ihrer eigenen Geschlechtsidentität, aufmerksam machen und den mit diesem Bild verbundenen Ansprüchen und Erwartungshaltungen.

5“Familie” im Sinne dieses Artikels bezeichnet die Solidarstruktur, die die Verantwortung für das Großziehen eines Kindes übernommen hat oder übernehmen will, unabhängig von Verwandtschaft.