Über mich

Neobiota ist in der Biologie der lateinische Fachbegriff für sogenannte „invasive“ Lebewesen. Dabei handelt es um Lebewesen, die in einem bestimmten Ökosystem Neuankömmlinge sind, „Zugroaste“ (bayerisch für ‚Zugereiste‘) quasi. Für Biolog*innen eine (potenzielle) Gefahr für alle „einheimischen“ Lebewesen. Jedes neu ankommende Wesen in einem System stellt die etablierte Ordnung in Frage. Es ist unklar, ob es sich einfügen oder ob es Veränderungen im kleineren oder größeren Umfang verursachen wird. Dabei können Lebewesen auch nach einigen Jahrhunderten als Neobiota bezeichnet werden. Als Teil eines Ökosystems akzeptiert zu werden, ist für Neobiota also ein langer Weg.

Wer sich gesellschaftliche Dynamiken anschaut, sich mit Marginalisierung, Ausgrenzung und Akzeptanz von Menschen auseinandersetzt, wird entdecken, dass es viele Menschen gibt, die damit zu kämpfen haben, dass sie von anderen als das aktuelle gesellschaftliche System destabilisierende Neobiota angesehen werden, als schädliche Fremdkörper in einem vormals gesunden Organismus.

Ich selbst habe mich durch Mobbing und Ausgrenzung in der Schule jahrelang wie ein Fremdkörper gefühlt. Dabei hieß ein Fremdkörper zu sein, auch fremd beziehungsweise entfremdet vom eigenen Körper zu sein. Relativ versteckt schien ich ein Kainsmal zu tragen, gewisse Aspekte meines Körpers schienen meinen Status als Fremdkörper zu rechtfertigen. Noch immer hat diese Zeit tiefe Narben hinterlassen. Und noch immer bin ich ein Fremdkörper – dieses Mal jedoch bewusst und selbstbewusst. Denn sich in die aktuelle Ordnung zu integrieren bedeutet, ein menschliches Miteinander zu akzeptieren, deren Fundamente Konkurrenz, Hierarchien, Tausch, soziale Ungleichheit und Ausgrenzung von als „anders“ und nicht dazugehörend wahrgenommenen Menschen sind. Ich glaube nicht, dass wir in „der Besten aller Welten“ (Leibniz) leben und glaube auch nicht, dass das System in dem wir leben – repräsentative Demokratie mit Kapitalismus – das „Geringste Übel“ (nach Churchill zitiert) ist. Ich glaube, dass eine andere Form des Zusammenlebens und Wirtschaftens möglich ist. Ich möchte der Fremdkörper sein, der dazu beiträgt, unsere aktuelles gesellschaftliches Gleichgewicht ins Wanken zu bringen und nachhaltig zu verändern.

Ich kämpfe für eine Gesellschaft, die alle Formen gesellschaftlicher Ausgrenzung überwunden hat, die solidarisch und herrschaftsfrei gemeinsam Ressourcen verwaltet und verteilt, nachhaltig und respektvoll im Umgang mit allen Lebewesen und Dingen ist, die nur so viel arbeitet, wie es nötig ist, anstatt sich und den gesamten Planeten kaputt zu arbeiten, ich kämpfe für eine anarchistische Gesellschaft.

Ich bin Anarchafeministin, wc-deutsch (= weiß, deutsch und christlich sozialisiert) mit weißem MigrationshintergrundTM und cis weiblich. Ich habe Mobbing und Ausgrenzung in der Schule üb_erlebt. Meine Texte sind nicht „objektiv“ oder „neutral“, das wollen sie auch gar nicht sein. Sie sind mal sachlich, mal polemisch, mal poetisch, mal witzig, aber immer gesellschaftskritisch.